Читать книгу Ich bin Vera. Durch meinen Schatten онлайн

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Immer weiter, immer tiefer, immer präziser gebe ich mich dem Gefühl meiner Furcht hin. Ich hasse diesen Körper seit meiner Geburt. Er ist mir kein Spiegel, sondern ein Fischernetz, das mich zappeln lässt. Seit ich sechs bin, denke ich: „Ach, dürfte ich bloß ein Mädchen sein und eines Tages Leben in mir gebären.“ Ich hasse diesen Körper, weil er mir die Freiheit nimmt, das, was ich bin, auszudrücken. Ich hasse diesen Körper, der wie eine zu enge Schale meinen Geist umschließt. Ich hasse ihn, weil er mir weh tut, auch wenn ich ans Bett gebunden nichts mehr spüre.

Dieser Hass, er brennt wie Feuer und zum ersten Mal darf ich alles niederbrennen, statt es zu unterdrücken. In diesem Gefängnis aus Fleisch und Blut erlebe ich die Freiheit, zu hassen, mit voller Wucht. Keine Predigt der Liebe kann mich aufhalten, niemand soll mir sagen, ich solle nicht so empfinden, kein Gott, kein Staat, kein Nachbar. Verbrenne mich, wandle mich zu Asche, bereinige mich, du Zorn in mir. Alle Stimmen, die mich bis dahin aufgehalten haben, sind jetzt still. Sie wurden im Treibsand erstickt.

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