Читать книгу Republik der Werktätigen. Alltag in den Betrieben der DDR онлайн

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Ich bin kein Freund von Aufrechnungen der Vor- und Nachteile dieser Wiedervereinigung, die bisweilen als »größter Glücksfall der Geschichte im 20. Jahrhundert« gefeiert wird. Im Osten Deutschlands hat sie tiefe Spuren hinterlassen. Die Bundes­republik ist nach drei Jahrzehnten immer noch wirtschaftlich, sozial und kulturell gespalten in Ost und West. Der Grundgesetzauftrag – gleichwertige Lebensverhältnisse in den Regionen zu gewährleisten – ist ein Wunschtraum geblieben. Wirtschaftsleistung und Einkommen verharren bei 75 bis 80 Prozent Westniveau, der Abstand wird wieder größer.

Zwei Ereignisse prägten diese Entwicklung: Zum einen der Raub des vom Volk der DDR erarbeiteten Eigentums. Zwei Billionen DM verschwanden in den Taschen der Glücksritter aus der BRD. Zum zweiten die Zerschlagung der ostdeutschen Wirtschaft mit der Folge einer Massenarbeitslosigkeit und Auswanderung der betroffenen Menschen. Schlagartig sank die Wirtschaftsleistung der DDR innerhalb von zwei Jahren um 45 Prozent durch Stilllegungen von DDR-Betrieben und Einrichtungen. Über zwei Millionen Menschen verloren dadurch ihre Arbeit und ihre Existenzgrundlage. Das war jeder vierte Beschäftigte. Sie wanderten aus. Inzwischen haben seit 1989 über vier Millionen Bürgerinnen und Bürger – mehr als in Zeiten der »offenen Grenzen« – das Gebiet der DDR verlassen, um in westlichen Gefilden ihr Glück zu suchen, überwiegend jung und weiblich. Glücksritter aus der BRD wanderten ein, besetzten die Führungspositionen in Wirtschaft, Politik, Justiz.


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