Читать книгу Opa, erzähl mir!. Aus dem Dialog zweier Generationen онлайн

4 страница из 36

Lebensgeschichtliche Erzählungen sind immer ein Konglomerat aus subjektiven Erlebnissen und Erfahrungen, gesellschaftlichen und kulturellen Wertvorstellungen und Deutungsmustern, in denen die Dimension der Vergangenheit mit jener der Gegenwart in einer spezifischen Weise verwoben ist. Erzählte Biografien spiegeln damit immer individuelle und kollektive Verarbeitungs- und Erinnerungsstrategien gleichzeitig wider. Ein besonders eindrückliches Beispiel gibt es dazu in diesem Dialog zwischen Großvater und Enkel.

Auf die Frage, was denn das Schlimmste gewesen sei, was ihm je widerfahren sei, lautet die Antwort des Großvaters: „Der Faschismus. Der Verlust meiner Kultur, unserer deutschen Identität.“ Eine Antwort, die man in Südtirol sehr oft zu hören bekommt, wenn von dieser Zeit die Rede ist, auch wenn man sich fragen kann, was „der Verlust der Identität“ für einen Buben, der 1939 gerade elf Jahre alt war, bedeutet haben könnte. Auch der Enkel ist nicht ganz zufrieden mit der Antwort.

Die Nähe, ja zärtliche Vertrautheit, die zwischen den Gesprächspartnern herrscht, ermöglicht es schließlich, auch über schwere Verletzungen zu sprechen, die verdrängt und verschüttet sind. Eine Missbrauchserfahrung, die hier vielleicht zum ersten Mal erzählt wird, kommt aus der Verdrängung und hinter dem Schleier der kollektiven Unterdrückung durch den italienischen Faschismus hervor.

Правообладателям