Читать книгу Wenn Lernen schwierig ist. Alles, was den Lernalltag mit Kindern erleichtert онлайн

32 страница из 49

Das Resultat waren 90 % Arbeitsblätter, Kopiervorlagen, Hefte, Fachliteratur und nur maximal 5–10 % Materialien zum Spielen, Begreifen und Ausprobieren.

Mein Fazit und meine Bitte an die Teilnehmer lautete daher: Bei der nächsten Veranstaltung 90 % spielerisches Material, Dinge zum Begreifen und weniger Arbeitsblätter.

Dazu ein Beispiel: Um die Uhrzeit zu lernen, gibt es zig Arbeitsblätter, in denen Kinder die Zeiger einzeichnen sollen, um so die Uhrzeit zu lernen. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich in den letzten 40 Jahren irgendwo in meinem Alltag Zeiger in Uhren auf dem Papier einzeichnen musste. Spannender wäre es, eine Uhr in der Hand zu haben und damit experimentieren zu lassen, dann Zeiten einzustellen usw. Oder: Jedes Kind der Klasse bringt von Zuhause eine Uhr mit, um gemeinsam die Vielfalt an Uhren zu vergleichen.

Es gibt leider tausende Beispiele, bei denen Arbeitsblätter als eine Art Beschäftigungstherapie eingesetzt werden.

Mein 9-jähriger Schüler kommt aus der Schule und erzählt mir, dass die Lehrerin ihm einen Zettel mitgegeben hat. Auf dem steht: Max beherrscht das Thema Adjektive noch nicht! Aber stimmt das wirklich? Ich äußere den Verdacht, dass er viel mehr über Adjektive weiß, als er glaubt. Er guckt mich erstaunt an. »Und – soll ich es dir beweisen?«, frage ich ihn. Klar will er das und ist sofort voll bei der Sache, als wir beginnen, durch den Raum zu gehen, ich auf einen Gegenstand zeige und jedes Mal frage: Wie ist der Tisch? Wie ist das Sofa? Wie ist die Scheibe? Wie ist das Buch? Max fällt immer was ein. Und ja – es sind Adjektive. Dann tauschen wir die Rollen, denn er soll ja auch noch neue Adjektive hören und ich benutze ausgefallene Adjektive, die ich sehr betone. Wunderschöne Wörter wie: außergewöhnlich, interessant, beeindruckend, und sieh da: etliche tolle Adjektive gelten nicht nur für Gegenstände, sondern auch für ihn: bewegungsfreudig, freundlich, zuvorkommend, interessiert, phantasievoll. Die Hürde, die wir jetzt noch nehmen müssen, ist die, wie wir uns dieses schwierige Wort »Adjektiv« nun merken können. Ich erzähle ihm von einem Lied und singe es ihm vor: (Melodie: Hänschen klein)

Правообладателям