Читать книгу Das Flüstern der Pferde. Die acht größten Potentiale aus der Begegnung mit Pferden онлайн
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Weitergekramt im Beispielkasten fällt mir ein Video ein, bei dem ein Mann einem Fohlen den Po krault. Das Fohlen dreht sich mit dem Hintern zu ihm und er krault und krault und krault. Der Mann entfernt sich ein Stück, das Fohlen kommt wieder und der Mann krault weiter. Was er nicht sieht: Wenn er weggeht, legt das Fohlen immer wieder die Ohren an, schaut ein kleines bisschen verschmitzt zur Seite und fordert das Kraulen ernsthaft und penetrant ein. Als der Mann dann nicht mehr kraulen möchte, kickt das Fohlen mehrfach nach ihm. Dieser wundert sich augenblicklich ganz schön, warum das Fohlen solch ein freches Verhalten an den Tag legt. Und während wir uns dieses Video auf Social Media ansehen, schmunzeln mindestens 80 Prozent der Zuschauer über das Unwissen des Mannes. Mindestens 99 Prozent dieser Menschen sind sich nicht bewusst, dass auch irgendwo in ihnen ein solcher „unwissender Mann“ schlummert.
Kritik geht leicht über die Lippen, wenn wir eine Situation von außen betrachten können. Wenn wir selbst das Zentrum sind, fällt es uns oft schwer, unseren Anteil am Geschehenen zu erkennen. Es ist einfacher, das, was wir nicht sehen wollen, von uns abzukoppeln und es dem anderen zuzuschieben. Genauso steht es um die „Bandenprofis“. Denn Kritik kann wertschätzend, aber auch herablassend sein. Ich denke, jeder kennt diese Menschen, die alles besser wissen – ob am Rande der Reithalle, im Arbeitsleben oder in der Kindererziehung – es gibt sie überall. Warum? Weil es einfacher ist, sich über die „Dummheit“ der anderen zu wundern, als die eigene „zwischenmenschliche Dummheit“ anzusehen. Oft sind Bandenprofis Menschen, die sich selbst nicht genügend schätzen und deshalb andere kleiner machen müssen als sich selbst.