Читать книгу Drecksarbeit. Geschichten aus dem Maschinenraum unseres bequemen Lebens онлайн

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Viele Chemikalien, mit denen man in Färbereien arbeitet, beginnen erst nach ein paar Minuten zu wirken. Die Arbeiter hatten deshalb einen Trick: Sobald sie Soda oder Lauge auf die Haut bekamen, schütteten sie mit einer beiläufigen Bewegung etwas Wasser aus kleinen Eimern über ihre Füße oder Hände. Und schon war die Gefahr gebannt. Meine Stoffturnschuhe jedoch wirkten wie Schwämme, die jede Flüssigkeit, jedes Pulver aufsaugten, mit dem sie in Berührung kamen, und alles zu einem brennenden Cocktail vermengten, der langsam in meine Socken suppte.

Nach einer Stunde spürte ich ein Stechen am Außenrist. Hatte ich eine Wespe im Schuh? Ich ignorierte es. Nach drei Stunden hatte sich das Stechen zu einem Pochen entwickelt, das sich eher nach einem gebrochenen Zeh anfühlte. Aber ich hatte zu tun.

Nach elf Stunden war ich dann zurück im Hotel. Ich schälte meine nassen Sportsocken vom Fuß und war überrascht: Sie hatten sich stellenweise aufgelöst. Und wo meine Schuhe Löcher für Schnürsenkel hatten, waren jetzt blutige Löcher in meinem Fuß. So lernte ich die wichtigste Lektion des Tages: Baumwollfärber sollten keine Turnschuhe tragen.


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