Читать книгу Die Regeln. Kodex für Radsportjünger онлайн
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Sean Kelly ist ein ehrlicher, fleißiger, Klartext redender Ire, sozusagen ein Destillat all der Grundzutaten, die den Radsport großartig machen. Im Ruhestand ist aus ihm noch ein verhältnismäßig jovialer Bursche geworden, zumindest munkelt man, dass er nun gelegentlich mal kichert, aber wenn seine Worte mit irgendetwas gewürzt sind, dann immer noch mit einer Marinade aus Pisse und Essig.
Sean Kelly reckt triumphierend die Arme in die Höhe, nachdem er Greg LeMond bei Mailand–Sanremo 1986 im Sprint geschlagen hat.
Geboren Mitte der 1950er Jahre im ländlichen Irland, wuchs er in einem Milieu auf, in dem harte Maloche bis zur Selbstaufgabe großgeschrieben wurde. Doch Kelly ließ sein vorbestimmtes Dasein als einfacher Landarbeiter hinter sich und entschied sich stattdessen dafür, einer der furchteinflößendsten Siegertypen zu werden, die unser Sport je erlebt hat. Es gibt zwar die Redewendung vom »Luck of the Irish«, aber im Falle Kellys muss man eher das Klischee vom »Glück des Tüchtigen« bemühen. Immer in Gedanken bei seinem Job als Radrennfahrer und ohne jeden Sinn für Humor – mit diesem Mann war buchstäblich nicht zu spaßen.