Читать книгу Die Regeln. Kodex für Radsportjünger онлайн

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Kelly wurde in den 1970er Jahren Profi und zermalmte fortan systematisch jeden Fahrer, dessen Hinterrad sich in sein Blickfeld schob. Als einfacher Mann, der mit schwerer Arbeit auf schwierigem Boden aufgewachsen war, legte er wenig Wert auf technischen Fortschritt und ein zeitgemäßes Outfit. Lange nachdem das gesamte Peloton zu Klickpedalen gewechselt war, konnte man Kellys Position im dichtgedrängten Feld immer noch auf Anhieb am Glitzern des Sonnenlichts erkennen, das sich auf den Hakenpedalen spiegelte, denen er beharrlich die Treue hielt.

Bei Mailand–Sanremo 1991 überquerte der Italiener Moreno Argentin allein an der Spitze des Rennens den Gipfel des berühmten Poggio und fuhr einem sicheren Sieg entgegen. Vor ihm lagen nur noch drei Kilometer kurvenreiche Abfahrt und dann ein flacher Kilometer bis zum Ziel auf der Via Roma in Sanremo.

Es gab nur ein Problem: Sean Kelly war hinter ihm, und ein Sean Kelly macht keine halben Sachen. Vor allem aber ist Sean Kelly überzeugt, dass Bremsen nur etwas für Weicheier ist, und Sean Kelly ist kein Weichei. Argentin raste den Poggio hinab, als wäre er ein Dieb auf der Flucht und wollte nicht eingebuchtet werden. Aber Sean Kelly nahm diese Abfahrt, als würde er lieber sterben als verlieren. Kelly holte den Italiener auf dem letzten Kilometer ein und schlug ihn mit einem Blick von sorgsamer Nonchalance, ehe er seinen Zielsprint auch nur eröffnet hatte.

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