Читать книгу Katholisch und Queer. Eine Einladung zum Hinsehen, Verstehen und Handeln онлайн
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Nach einem inneren Prozess entschied ich mich, so meinen Dienst nicht mehr fortführen zu können und zu wollen, denn so war das Ganze nicht mehr authentisch und ich musste den Bischof bitten, mich vom Dienst zu suspendieren.
Heute lebe und arbeite ich als evangelischer Pfarrer auf dem Land in einer Landeskirche, die einen eigenen Wagen auf dem CSD (Christopher Street Day) hat, in deren Fort-, Weiter- und Ausbildungsprogramm queere Thematiken in offenen Prozessen fest verankert sind und in einer Gesamtkirchengemeinde, in der ich und mein Partner von Anfang an als Einheit wahrgenommen und wertgeschätzt worden sind.
Mein Fazit: Zwei Seiten können nur einen Bruchteil andeuten. Ich hatte am Ende die Wahl, noch zehn Jahre weiterzukämpfen – auch gegen Intrigen und nicht nur an der queeren Front – und dann leer und gebeugt, nicht wesentlich weiter gekommen seiend mich in die Reihe enttäuschter und frustrierter Priester einzureihen. Denn ich gehe nicht davon aus, dass die römisch-katholische Kirche ein Ort mit hoher Lebensqualität für queere Menschen wird. Dafür besitzen das Thema Sexualität und Kirche selbst eine zu hohe Sprengkraft auf diversen Ebenen. Aber mit diesem Lebensertrag wollte ich meinem Schöpfer am Ende von allem nicht vor die Augen treten, wenn er mich fragt, was ich aus meinem Leben gemacht habe. Ich entschied mich zu gehen und meiner Berufung zu folgen, das Evangelium zu verkünden und Gemeinde aufzubauen. Das hätte ich, so wie ich bin, in der Römisch-katholischen Kirche nicht mehr gekonnt. Dennoch ist sie mir Heimat. Eine Heimat, die ich verlassen musste, um lebendig zu bleiben, und ich trage sie im Herzen.