Читать книгу Katholisch und Queer. Eine Einladung zum Hinsehen, Verstehen und Handeln онлайн

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Ich brach dann meine Lehre ab und habe meinen Lebensplan fortgesetzt: Ich wurde Priesteramtskandidat und zog in ein Seminar. Ich freute mich darauf, in einem geistlichen Haus zu leben, meinen Alltag vom Gebet in der Gemeinschaft begleiten zu lassen und endlich Theologie studieren zu können. Das waren meine Vorstellungen. Die Realität sah bedauerlicherweise anders aus. Die einzelnen Personen und ihre Persönlichkeiten zählten nicht und hatten im „Haus“ auch keinen Platz in der Ausbildungsstruktur, bis auf die Semestergespräche, dann aber meist, wenn das eigene Verhalten bei der Hausleitung Fragen aufwarf oder sogar Ablehnung hervorrief.

Die Frage von Sexualität in einem Haus voller Männer, von denen der Großteil jung und agil war, wurde in fünf Jahren, soweit ich mich erinnere, nur an einem Bildungswochenende gestreift, dann aber in so verklärter Form und stringent heterosexuell-stereotyp, dass es gut drei Viertel der „Mannschaft“ nichts anging. Wenn sonst das Thema auf Sexualität kam, dann war es immer negativ konnotiert und schon gar nicht ging es um einen Prozess in der priesterlichen Lebensform, die alle damals anstrebten.


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