Читать книгу Katholisch und Queer. Eine Einladung zum Hinsehen, Verstehen und Handeln онлайн

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Nach dem Studium beginnt im Normalfall der Pastoralkurs – jedoch damals nicht für mich. Denn ich habe dem damaligen Personalchef meines Bistums gesagt, dass ich den Weg nur weitergehen will, wenn der Bischof weiß, dass ich schwul bin und er damit leben kann, einen schwulen Mann zu weihen. Nach einem Jahr im außerordentlichen Praktikum und dem Votum meines dortigen Mentors, hatte der Bischof seine Entscheidung getroffen. Nach der Devise der Zölibat gilt für alle Priester hat er entschieden, dass ich meinen Weg fortsetzen kann.

In der ganzen Zeit gab es zwei Gespräche zwischen dem Bischof und mir und ich bin auf sehr viel Unwissenheit und Praxisferne bezüglich des Themas „Homosexualität“ gestoßen, dennoch waren die Gespräche sehr wohlwollend.

Zölibatär zu leben war für mich ein schwerer Versuch, wohl auch, weil ich lange und viel darüber nachgedacht und gelesen habe und immer unzufrieden mit den Antworten blieb. Denn ich sah einerseits nirgendwo Priester, also Menschen, die so lebten wie ich, und die offen miteinander in der „Mitbrüderlichkeit“ und außerhalb eines Beichtgespräches über sich selbst, über ihre Gefühle und ihre Sexualität sprachen. Anderseits, wenn ich auf sie traf, meist schwule Priester wie ich, hatten sie das Thema Zölibat entweder eingemottet und abgestellt oder lebten in zwei Welten. Eine Welt, in der sie öffentlich der zölibatäre Priester waren und eine andere, in der sie als jemand anderes ihre Sexualität mit anderen Menschen auslebten. Das führte zu Situationen, in denen mir die Luft wegblieb.


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