Читать книгу Katholisch und Queer. Eine Einladung zum Hinsehen, Verstehen und Handeln онлайн

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Mein Mann meinte einmal: „Bevor ich dich kennengelernt habe, hatte ich eigentlich ein ganz gutes Bild von der Kirche.“ Das hat mir zu schaffen gemacht: Durch mich hat er viele Menschen kennengelernt, die mit sich und ihrem Glaubensweg als Geistliche ringen und dabei oft auch fehlgehen. Diese Doppelbödigkeit in der Kirche gerade bezüglich der Homosexualität macht meinen Mann fertig – und ich verstehe das. Wieso verteidige ich eine Institution, die unsere Liebe nicht anerkennt?

Bei unserer Hochzeit fand ich es sehr wichtig, einen Wortgottesdienst zu veranstalten. Ein befreundeter Priester hat schließlich der Feier vorgestanden: Theologisch sauber haben wir als Paar uns gegenseitig mit Weihwasser die Stirn bekreuzigt – der Priester hat dann nicht uns individuell gesegnet, sondern kollektiv alle versammelten Liebenden. Das war schön – zumal es uns zwei Dinge vor Augen führte: Unsere Familien und Freunde stehen hinter uns und über unserer Liebe, und auch wenn die Kirche dies vielleicht noch nicht erkennt – dies tut auch Gott. So beginne ich heute noch den Tag mit einem Kreuzzeichen und einem Kuss für meinen Mann und beende ihn auch so. Es wäre ein Traum, wenn dies für alle homosexuell liebenden Menschen so einfach ginge und wenn sich jeder in dieser Kirche zu Hause fühlen würde!


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