Читать книгу Katholisch und Queer. Eine Einladung zum Hinsehen, Verstehen und Handeln онлайн
61 страница из 70
Ich war in geistlicher Begleitung und versuchte den Draht zur Kirche zu halten. Doch auch da schien es immer wieder durch, dass mein „So-Sein“ einfach nicht korrekt war. Ich erinnere mich an Beichten, die auf labilere Gemüter sicher traumatisierend gewirkt hätten. Gott hatte auch ein wenig Glück, dass ich ihn ebenso trotzköpfig liebte, wie er die Menschen trotz all ihrer Fehler und Macken liebt. Es hätte rational genug Gründe gegeben zu gehen – einfach raus, die Kirche verlassen oder evangelisch werden. Nein, nein und nein! Das war niemals eine Option und wird auch keine sein. Wie schön, aber auch wie fatal fühlt es sich an, wenn man feststellt, wie sehr die eigene Existenz mit Gott und seiner Kirche verwoben ist! Es ist Geborgenheit, aber auch ein Ringen und Leiden.
Meine wissenschaftliche Beschäftigung band mich noch stärker an die Theologie. Ich entwickelte eine große Freude dafür, Studierenden und Erwachsenen die großen Glaubensthemen näher zu bringen und arbeitete schon neben der Promotion gerne an Bildungseinrichtungen und hielt Vorträge. Es ist ein großes Glück, dass ich den Menschen wirklich weitergeben darf, wie meine Gedanken zu bestimmten Fragestellungen theologischer Art sind. Dabei – und das halte ich für fundamental wichtig als Theologe – ist es mir ein großes Anliegen, auch das Verständnis für die kirchliche Sichtweise groß zu machen. Zugleich sind Einordnung und Deutung so wertvoll, dass mich die Wissenschaft der Theologie auch ein Stück weit mit meiner privaten Situation im Glauben unterstützt hat.