Читать книгу Katholisch und Queer. Eine Einladung zum Hinsehen, Verstehen und Handeln онлайн
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Statt solcher Obsessionen mit sehr menschlichen, sehr zeitgebundenen und sehr wandelbaren Kategorien wünsche ich mir eine Kirche, die mehr auf die spirituellen Nöte in der heutigen Zeit schaut, für diese ein offenes Ohr hat und neue Formen des gelebten Glaubens dafür entwickelt (oder alte wiederbelebt).
Die Kirche sollte die Begegnung mit Gott anregen, der temporale Kategorien übersteigt und damit auch Fragen von Sexualität und Geschlecht, anstatt solche Fragen verdeckend vor die bloße Möglichkeit der Begegnung zu stellen. Ansonsten ist es kein Wunder, dass sie neben „Ersatzreligionen“ immer weniger Strahlkraft behält.
In einem jesuitischen Beichtstuhl wurde mir – im Kontrast zu der Erfahrung in Irland – einmal gesagt, eine Beziehung habe sich nicht so sehr über das Geschlecht zu definieren als dadurch, dass sie eine seelische Heimat bilden könne. Solches Einfühlungsvermögen wünsche ich mir.
10. „Gott hat Glück, dass ich ihn so trotzköpfig liebe“
Dr. theol. Robert Mucha, geb. 1987
Wenn ich an meine Kindheit zurückdenke, dann war da immer „Kirche“. Von klein auf gehörte sie für mich dazu und sollte mein Leben stark prägen. Die Beziehung zu Jesus Christus wurde für mich dann wirklich auch in der Erstkommunion spürbar: Ich sah es und sehe es auch rückblickend als tiefe Gnade und eigentlich höchstes Geschenk an, dass ich glauben kann. Glaube, Hoffnung und Liebe sind die göttlichen Tugenden. Doch ich merkte, dass gerade beim „Lieben“ immer auch noch eine andere Dimension bei mir dabei ist …