Читать книгу Katholisch und Queer. Eine Einladung zum Hinsehen, Verstehen und Handeln онлайн

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Ich bin überzeugt, dass der Weg aus dieser Groteske durch die persönlich erfahrene Liebe Gottes führt. Durch Begegnung – wie dem Gespräch über gleichgeschlechtliche christliche Paare am Schönstätter Eheweg mit einer Frau auf dem Katholikentag. Und durch Einsicht im Gebet.

Wir haben unseren Jüngsten, in einer lesbischen Ehe gezeugten und geborenen Sohn katholisch getauft aus Liebe zum Leben. Nicht nur, weil „katholisch“ für uns Heimat ist, sondern auch, weil „katholikos“ (griech. für „allumfassend, allgemein, universal“) keine Marke ist, sondern Programm. Diese allumfassende Kirche ist noch nicht vollendet, aber im Werden, und wir sind heute schon mit eingeschlossen, mit unserem Sohn und mit unserer Ehe.

Scheinheiligkeit

9. „Wenn die Kirche so lebt, dann kann mein Leben keine schwerere Sünde sein“

Sebastian, geb. 1990

Glaube und Kirche bildeten für mich gerade in meinen Teenagerjahren einerseits einen großen Halt, als ich zwar spürte, dass ich irgendwie „anders“ fühlte, dachte und mich verhielt als die meisten, aber dies für mich nicht fassen konnte oder wollte. Andererseits blieb dieser Halt immer auch ambivalent, da ich selbstverständlich dennoch gewisse Begehren spürte, sie jedoch zu unterdrücken und auszublenden beziehungsweise umzudeuten versuchte. Erst im Nachhinein ist mir dies verständlich geworden: Liturgie und auch eine gewisse – manchmal sehr übertriebene – Frömmigkeit boten einerseits Orientierung und Geborgenheit, sicher waren sie aber auch – durch ihre Überhöhung – eine Art Weltflucht. Und gleichzeitig nährte ein konservatives, sehr regelfixiertes Glaubensverständnis die Angst, dass ich wegen unkeuscher Gedanken und Handlungen von Gott endgültig verstoßen würde.


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