Читать книгу Katholisch und Queer. Eine Einladung zum Hinsehen, Verstehen und Handeln онлайн

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Die Faszination für das eigene Geschlecht, obwohl ich als Teenager auch schon einmal ein Mädchen geküsst habe, war am Ende größer. Und ich musste dies – auch wenn es gar keinen konkreten Anlass, keinen „Freund“ oder so gab – einfach jemandem offenbaren. Am 11. September 2001, ja, genau diesem Tag, rief ich meine Mutter vormittags bei der Arbeit an. Es musste raus, und zwar am Telefon. Am Nachmittag kam sie nach Hause. Die Twin Towers waren eingestürzt und ich erinnere mich noch gut an ihre Worte: „Das war ja ein Tag heute …“ Es war raus, aber damit war es gut. Ich wollte nicht weiter darüber sprechen. Ich war ja gerade erst 14 Jahre alt.

Die Kirche war für mich damals schon enorm wichtig. Auch die Meinung der Kirche über mich als Person. Ich beichtete es allerdings nicht; es gab ja auch nichts zu beichten: keine Handlungen dieser Art. Aber ich trug es in mir, dass irgendetwas schon nicht ganz so perfekt ist, wie es eigentlich sein müsste oder sollte.

Mit 18 Jahren dann – ich hatte bis dahin noch keine Erfahrungen sexueller Art gehabt, nur Schwärmereien – beschloss ich, den Weg zum Priestertum einzuschlagen. Ich war der festen Ansicht, dass ich es, da ich es nun schon so einfach und gut geschafft habe, auch weiter hinbekäme. Und ich dachte: „Ich setze einfach kein ,Initium‘, keinen verhängnisvollen Anfang, der eine Kettenreaktion in Gang bringt.“


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