Читать книгу "... es ist ein zu starker Contrast mit meinem Inneren!". Clara Schumann, Johannes Brahms und das moderne Musikleben онлайн

51 страница из 99

Johannes entflammte für die Bibliothek der Deichmanns, die prall gefüllt war mit literarischen und wissenschaftlichen Publikationen. Zudem lernte er auch etliche Werke von Robert Schumann kennen, wobei er sich eingestehen musste, dass die Vorbehalte seines Lehrers Marxsen unbegründet waren und Louise Japha mit ihrer Schwärmerei für diese Musik doch recht hatte. Sie studierte mittlerweile bei Clara Schumann. Wenn sie akzeptiert worden war, warum sollte er diesmal abgewiesen werden? Immerhin hatte er mittlerweile viel an Erfahrung hinzugewonnen.

Johannes sah sich gezwungen, allen Mut zusammenzunehmen und es direkt bei den Schumanns zu versuchen. Er ahnte nicht, wie schwer die Prüfung war, die ihm bevorstand. Selbst als sie Joseph Joachim schon einige Jahre kannte, hegte die überaus kritische Clara Schumann noch immer Zweifel, denn »so entzückt aber alle von ihm sind, so will er uns doch gar nicht erwärmen«. Wie seinerzeit üblich, hatte man im privaten Kreis eines Abends in Leipzig gemeinsam musiziert: Clara spielte eine Sonate von Bach und Joachim trug Mendelssohns Violinkonzert vor, wobei am Klavier der Orchesterpart simuliert wurde. »Sein Spiel ist vollendet, alles schön, das feinste Pianissimo, die höchste Bravour, völlige Beherrschung des Instrumentes, doch das, was einen packt, wo es einem kalt und heiß wird, das fehlt«, notierte sie im Tagebuch über den 19-jährigen Geiger, denn »es ist weder Gemüt noch Feuer in ihm, und das ist schlimm, denn ihm steht keine schöne künstlerische Zukunft bevor, technisch ist er vollkommen fertig, das andre, wer weiß, ob das noch kommt?! – Er ist übrigens ein lieber, bescheidener Mensch, und eben deshalb tut mir’s doppelt leid, daß ich von ihm als Künstler nicht mehr entzückt sein kann.«103 Johannes ahnte gar nicht, wie hoch die Messlatte erst für unbekannte Klavierspieler lag.

Правообладателям