Читать книгу Mythen, Macht + Menschen durchschaut!. Gegen Populismus und andere Eseleien; Kommentare 2013-1984 онлайн

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– Inflationsgefahr als Folge der Geldmengenausweitung

Es geht ja bei diesen Updates in erster Linie darum, festzustellen, was die Welt des 21. Jahrhunderts als Relikte jener die Demokratie prägenden Zeit auffindet. Und was nach über 2000 Jahren als Erkenntnis heute noch geortet, gelobt oder verdrängt wird. Geradezu überraschend ist die Entdeckung, dass clevere Politiker sich heute mit großem Erfolg nach den Regeln ihrer antiken Redner-Vordenker verhalten. In jedem europäischen Land gibt es sie ja, in Deutschland rufen sie nach der Kavallerie, in der Schweiz – besonders laut polternd – nach »Sicherheit für alle«. In Italien – ach, lassen wir das.

Bevor die drei oben genannten Gründe beleuchtet werden, ist dem Weg Demosthenes’ zum Meister der Rhetorik nachzugehen. Der begnadete Redner investierte in jungen Jahren viel Geld in ein spezielles Trainingsprogramm, um dereinst den Herausforderungen der politischen Agora gewachsen zu sein. Bei seinem Joggingtraining machte er Sprechübungen und deklamierte lange Texte mit einem Kieselstein im Mund. Damit legte er den Grundstein zum Redenschreiber, der ersten Station auf dem Weg zum erfolgreichen, öffentlich auftretenden Rhetores. Im Unterschied zu weniger redegewandten Politikern – diese mussten die eingekauften Reden vor ihrem Auftritt auswendig lernen – brillierte Demosthenes später mit Eigenproduktionen. Die ersten Auftritte erfolgten in Zivilprozessen. »Der Sprecher hatte sich als einfacher und ruhiger, im Gerichtswesen unerfahrener Bürger vorzustellen. Zornige, persönliche Attacken auf den Prozessgegner waren unerlässlich, wobei es bei der Pointierung weitaus weniger auf den Wahrheitsgehalt als auf den aktuellen Unterhaltungswert ankam. […] Zusammenfassung der gesamten Argumentation und ein gut inszenierter Appell an die Emotionen der Richter durften nicht fehlen« (Gustav Adolf Lehmann: »Demosthenes von Athen. Ein Leben für die Freiheit«). Mit der Politik vertraute Schweizerinnen und Schweizer entdecken da zweifellos die Parallelen zu heutigen Redenschreibern, auch mit universitärem Hintergrund.


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