Читать книгу Mythen, Macht + Menschen durchschaut!. Gegen Populismus und andere Eseleien; Kommentare 2013-1984 онлайн

44 страница из 110

Wirtschaftswachstum als Verheißung des Paradieses ist nur die eine Seite der Medaille. Sie glänzt in der Sonne, sie widerspiegelt die vermeintliche Lösung eines der wichtigsten Probleme unserer Wohlstandsdemokratien. Es scheint, als ob sich Europas und Amerikas Mächtige alle einig wären: »Nur Wachstumsprogramme können die explodierende Arbeitslosigkeit eindämmen und verhindern, dass nicht ganze Länder kollektiv in der Rezession versinken.« Dazu werden die Märkte geflutet mit Geld, das laufend gedruckt wird. Heute ist heute, Inflation ist morgen …

Die Rückseite der Medaille liegt im Dunkeln. Der heutige Kapitalismus beschert uns Umweltschäden und Schulden, neben Anspruchsmentalität und Wohlstand.

Auch wenn in Bonn, Brüssel oder Washington D.C. in den Tagesagenden der hohen Verantwortungsträger das Traktandum fehlt, es ist drängend: Wie könnte eine Wirtschaft ohne Wachstum funktionieren? Könnte sie überhaupt? Diese und ähnliche Fragen sollten wir uns heute stellen. Stellvertretend für Kollegen aus aller Welt erinnert der kanadische Ökonom William Rees an diese Binsenwahrheit: Unser Globus ist rund und endlich. Die Wirtschaft ist ein Teil dieser begrenzten Welt. Die seit Jahren steil nach oben weisende, nicht enden wollende Wachstumskurve ist nicht nachhaltig und sie beruht auf einer falschen Annahme. In einer endlichen Welt könne kein Subsystem unendlich wachsen, meint er, der seit Jahren forscht. Postwachstumswirtschaft – steady state economy – heißt diese Disziplin. Postwachstumsökonomen gibt es mittlerweile auch in Deutschland und Frankreich; in der Schweiz war Hans Christoph Binswanger (Uni St. Gallen) bis zu seiner Emeritierung ein Pionier der ersten Stunde, vorrangig damit beschäftigt, einen möglichen Umbau des Finanzmarktes zu bewirken.


Правообладателям