Читать книгу Kunst des Lebens, Kunst des Sterbens. Wie wir den Traum von Ich und Welt mit Achtsamkeit, Mitempfinden und offenem Gewahrsein meistern und befreiende Luzidität erlangen können онлайн

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Begrenzte Vorstellungen über die Natur der Wirklichkeit

Im Dzogchen, dessen Theorie oder Anschauung per definitionem das leere Gewahrsein selbst ist, werden einseitige philosophische Positionen wie Theismus, Dualismus, Eternalismus, Positivismus, Materialismus oder Nihilismus »begrenzte Vorstellungen über die Natur der Wirklichkeit« genannt. Den heute dominierenden, ursprünglich von ­Philosophen erdachten und formulierten Sichtweisen des Materialismus, Positivismus und Nihilismus sind das Vergessen des Aspekts des erkennenden Gewahrseins und das Sichverlieren an den Aspekt der Erfahrungen oder Anschauungen gemeinsam, insofern sie das von ihnen Erdachte für wirklich halten und daran festhalten. Auch die Idee des Primats der Materie ist nur eine Idee. Das Wesen dessen, der über Gott und die Welt nachdenkt, wurde dabei, wie vorher schon in der christlichen Theologie, zumeist übersehen. Nun entspricht jeder Anschauung und jedem Glauben ein adäquates Verhalten, und dieses bewirkt die daraus folgenden Früchte oder Resultate. Es gab und gibt Sichtweisen wie der Glaube an Karma (die ausgleichende göttliche Gerechtigkeit), die ein heilsames, verantwortliches Verhalten fördern; und es gibt solche, die zum Gegenteil tendieren. Dem naiven reduktionistischen Glauben zufolge existiert nur Messbares und Berührbares; er sagt, dass alles Leben nur aus Materie entstanden ist und dass der Mensch und alle Lebewesen mit ihrem Körper identisch sind. Aus ihm folgt, dass es nur ein Leben gibt und keine Seele, die den Tod des Körpers überlebt und die Früchte ihrer Handlungen ernten könnte.

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