Читать книгу Kunst des Lebens, Kunst des Sterbens. Wie wir den Traum von Ich und Welt mit Achtsamkeit, Mitempfinden und offenem Gewahrsein meistern und befreiende Luzidität erlangen können онлайн

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Wie also können wir sie wieder klar und deutlich herausarbeiten und verständlich machen? Das Wort »Tugend«, lateinisch virtus, hat seine Wurzeln in den Worten vis für »Kraft«, als Wirkendes und Zeugendes verstanden, und vir, das »Mann« oder »Held« bedeutet: ein »Mann« oder »Mensch« mit hervorragenden Fähigkeiten und einer »optimalen Qualität des Verhaltens«, wobei unter den Letzteren die herausragende Geschicklichkeit in der Anwendung der gegebenen Talente und Kräfte des Wirkens und Gestaltens zu verstehen sind. Vir leitet sich von dem weitaus älteren Sanskritwort vira her, das »Held« oder »Heros« bedeutet. »Maha-Vira« oder »großer Held« ist im Hinduismus ein Beiname des Gottes Vishnu, und in den Mahayana-Sutras des Buddhismus werden alle Wesen auf den höheren Stufen des Wegs zur völligen Erleuchtung oder Buddhaschaft, also die »Bodhisattvas«, häufig mit dem Epitheton »Maha-Vira« benannt. Das deutsche Wort »Tugend« impliziert ­Tauglichkeit oder Nützlichkeit und bezeichnet sowohl große Begabungen und gute Charaktereigenschaften wie auch eine erstrebenswerte Geschicklichkeit und Weisheit in all unseren Handlungen. Lernt man, seine Kräfte von Körper, Rede und Geist geschickt anzuwenden und den Erfordernissen jeder Situation entsprechend und angemessen zu handeln oder Handlungen zu unterlassen, so führt dies schließlich zu Virtuosität – zur Fähigkeit, eine Kunst, eine Wissenschaft oder ein Handwerk meisterlich, das heißt optimal und fehlerfrei, doch gleichzeitig spontan und anstrengungslos auszuüben.

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