Читать книгу Kunst des Lebens, Kunst des Sterbens. Wie wir den Traum von Ich und Welt mit Achtsamkeit, Mitempfinden und offenem Gewahrsein meistern und befreiende Luzidität erlangen können онлайн

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Eine ergänzende Entscheidungshilfe bei ethischen Fragen ist im gleichen Sinne natürlich auch Kants Formulierung des kategorischen Imperativs: »Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.«


Eine Gesellschaft, deren Mitglieder nach der ihnen suggerierten Maxime leben, es gebe nur ein Leben und in diesem solle man sich all seine Wünsche erfüllen und möglichst viel angenehme Erfahrungen, Wunschobjekte, Geld und Besitz ansammeln, wird zwangsläufig damit eine allgemeine Unzufriedenheit und Unruhe kultivieren, an Lebensqualität verlieren und ihre eigene Umwelt schädigen.

In unserer persönlichen Selbstentwicklung können wir fortschreiten vom Zustand eines noch unvernünftigen Kindes, in dem wir unseren unbewussten Konditionierungen und Gewohnheitstendenzen und den früheren Prägungen sowie den Einflüssen und Normen unserer Umgebung und Gesellschaft noch automatisch folgen und häufig dieselben Fehler wiederholen, da uns persönlich der Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung unserer Handlungen eigentlich noch unklar ist. Wir können uns aus der Rolle des unmündigen Kindes und Opfers befreien, das keine Verantwortlichkeit für sein Tun übernehmen will. Wenn wir unser Verstehen vertiefen, können wir wirklich erwachsen und ein »Virtuose« werden, wahrhaft geschickt, achtsam und verantwortungsvoll in unseren Handlungen von Körper, Rede und Geist. Und zu guter Letzt wird jeder von uns ein Meister in der »Kunst des Lebens« sein, deren Erlernen, so heißt es, viele Leben dauert, denn diese Kunst ist »lang«, das menschliche Leben aber kurz – eben »Ars longa, vita brevis«.

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