Читать книгу Kulturtheorie. Einführung in Schlüsseltexte der Kulturwissenschaften онлайн

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Diese Korrespondenz ist seit KantKant, Immanuel zerbrochen. Der Ideenhimmel befindet sich im Kopf des Menschen und wir sind Alleinunterhalter im Weltall. Der Kosmos und die DingeDinge sprechen nicht.10 Nur wir sprechen und konstruieren das Seiende, das bei KantKant, Immanuel zum Ding an sich zusammenschrumpft, über das sich nichts sagen lässt, weil es von uns immer schon ein Besprochenes und Gedachtes ist. Es war nicht nur die Komplexität des Kantischen Denkens, das Lichtenberg, GoetheGoethe, Johann W. und KleistKleist, Heinrich von zur Verzweiflung brachte, sondern auch die unerbittliche Konsequenz, die in seinem Denken begründet liegt, die dem Werk seine geistesgeschichtliche Bedeutung verleihen: dass es keine ‚Heimat‘ des Menschen jenseits seines rationalen Vermögens gibt, OrdnungOrdnung, ordnungs- zu stiften. KantsKant, Immanuel Werk heißt bekanntlich nicht Die reine Vernunft, sondern Kritik der reinen Vernunft, das heißt, es erörtert die Bedingungen der Möglichkeit (und ihre Grenzen), die Welt in ihrer VielfaltVielfalt denkend zu erfassen. Würden wir anders denken als wir denken, was wohl für uns undenkbar ist, dann würden wir das Seiende anders kategorisieren und denken. Der verzweifelte KantKant, Immanuel-Leser KleistKleist, Heinrich von hatte also recht mit seinem Gläser-Vergleich. Wenn wir grüne oder rote Brillengläser trügen (was uns natürlich nicht bewusst wäre), dann würde sich die Welt auf Grund unserer verschobenen Wahrnehmung ändern. Womit, und das war der Kern von KleistsKleist, Heinrich von Verzweiflung, jede Vorstellung einer Wahrheit unabhängig von unserer SubjektivitätSachregisterSubjektivität, subjektiv und unserem kognitiven, ästhetischen und emotionalen Vermögen denkunmöglich geworden ist. Seit KantKant, Immanuel hat der RelativismusRelativismus, relativ eine gediegene philosophische Plattform. Die Wesen vom anderen Planeten, die in der Science-Fiction-Literatur sehnsüchtig oder abgründig herbeigeschrieben werden (um unsere Spezies von ihrer anscheinend quälenden kosmischen Einsamkeit zu erlösen), könnten also nicht bloß real, sondern auch symbolisch in einer ganz anderen Welt leben und wir könnten uns womöglich mit ihnen – anders, aber doch mit anderen Lebewesen vergleichbar – gar nicht über die Beschaffenheit des Seins und des Seienden verständigen und austauschen. Oder definieren wir das Mensch-Sein von vornherein so, dass es sich dabei um Lebewesen mit prinzipiell gleicher Ausstattung in puncto KognitionKognition, Wahrnehmung und Emotion handelt?

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