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Das „ozeanische Gefühl“ lässt sich anhand dieser ErzählungErzählung(en) als ein Rückgriff auf eine „frühe Phase des Ichgefühls“14 zurückführen, als Tendenz des erwachsenen Menschen, in diesen vermeintlich idyllischen Zustand zurückzukehren. Das Stichwort lautet Regression. Im Gegensatz zum heute geläufigen Wortgebrauch bezeichnet es eine unvermeidliche Rückbewegung, eine imaginäre Rückkehr zur Kindheit, die FreudFreud, Sigmund hier mit dem Erinnern verbindet. Die Regression ist aber auch ein Regress, eine Entschädigung, ein Ausgleich. Diese Vorstellung von Entschädigung ist zentral für FreudsFreud, Sigmund Konzept von Kultur. FreudFreud, Sigmund wendet diesen ontogenetischen Befund phylogenetisch und archäologisch:

Unser heutiges Ichgefühl ist also nur ein eingeschrumpfter Rest eines weit umfassenderen, ja eines allumfassenden Gefühls, welches einer innigeren Verbundenheit des Ichs mit der Umwelt entsprach.15

So interpretiert FreudsFreud, Sigmund biologisch-psychologischer MaterialismusMaterialismus das heutige Ich analog als einen evolutionären Restposten: Das heutige Ich verhält sich zu jenem archaischen Ich, das jedes Erdenkind, auch das moderneModerne, modern, -moderne, noch einmal durchläuft, wie die Echsen zu den Dinosauriern oder das gegenwärtige Rom zur antiken Metropole. In Kultur ist also immer ein Moment von Regression und Regress, von Vergessen und Erinnern eingeschrieben. ReligionReligion, religiös wird dabei als eine ReaktionsbildungReaktionsbildung, als ein kultureller Effekt verstanden, somit als integraler Bestandteil von Kultur. Es basiert auf einer ErinnerungErinnerung an ein ‚primitives‘ Ich und stellt eine Rückkehr zu „uralten, längst überlagerten Zuständen des SeelenlebensLeben, Lebens-, -leben“ dar, in ein Dunkel, das FreudFreud, Sigmund mit Verweis auf SchillersSchiller, Friedrich Gedicht Der Taucher16 als monströs und unheimlich apostrophiert.

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