Читать книгу Kulturtheorie. Einführung in Schlüsseltexte der Kulturwissenschaften онлайн

97 страница из 233

Wenn es also keine einheitlich verbindliche Methodologie gibt, so heißt das nicht unbedingt, dass es nicht erkenntnistheoretische Grundlagen der Kulturwissenschaften geben könnte. Einen solchen bislang einzigartig gebliebenen Versuch hat der deutsche Philosoph Ernst CassirerCassirer, Ernst in seinem kompendialen Werk Philosophie der symbolischen Formensymbolisch (allgemein)Formen, symbolische vorgelegt. CassirersCassirer, Ernst Einfluss auf die heutige kulturwissenschaftliche Forschung ist schwer abzuschätzen: Er ist vielleicht kein Diskursbegründer von vergleichbarer Mächtigkeit wie FreudFreud, Sigmund oder FoucaultFoucault, Michel. Immerhin sind die Verbindungslinien zwischen der Theorie der symbolischen Formensymbolisch (allgemein) und BourdieusBourdieu, Pierre Konzept der sozialen FeldFeld (soziales)er (→ Kap. 9) und LotmansLotman, Jurij SemiotikSemiotik (→ Kap. 16) unübersehbar. Außer Zweifel steht auch der enge theoretische Konnex, der zwischen CassirersCassirer, Ernst und Aby WarburgsWarburg, Aby Erneuerung der Kunstgeschichte besteht,1 wie Letzterer sie in seinem berühmten Mnemosyne-Atlas entfaltet hat.2 CassirerCassirer, Ernst wird nicht selten auch als Vorläufer der linguistischen Wende (linguistic turn) verstanden. An seine erkenntnistheoretische Position lässt sich denn sowohl aus semiotischer wie auch aus hermeneutischer Perspektive anschließen. Sein Beitrag zur Kulturtheorie kann vorab als eine Denkbewegung beschrieben werden, die Kulturwissenschaft aus der Erkenntnistheorie und über sie hinaus systematisch zu denken sucht und die auf verblüffende Weise KantsKant, Immanuel transzendentalen IdealismusIdealismus (philosophisch) mit der kulturellen Wende verbindet und zusammenbringt. Kulturwissenschaft beginnt nämlich nicht erst mit der Analyse kultureller Phänomene, sondern das wissenschaftliche Denken selbst ist bereits eine Form kulturellen Tuns. Oder um CassirersCassirer, Ernst Terminus zu verwenden: eine symbolische Form. CassirersCassirer, Ernst Kulturphilosophie ist nicht denkbar ohne jene Renaissance des Kantischen Denkens, die im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts einsetzt und mit der Marburger SchuleSchule und deren wichtigsten Repräsentanten Paul Natorp und Hermann Cohen3 verbunden ist. Ziel dieser Denkschule war die Neuformulierung der Philosophie KantsKant, Immanuel angesichts der dynamischen Entwicklung der modernenModerne, modern, -moderne Naturwissenschaften. Vor und zum Teil parallel zum Positivismus wird hier der Versuch unternommen, Philosophie noch einmal als eine Meta-Theorie der Wissenschaften zu konzipieren. Die Philosophie der symbolischen Formensymbolisch (allgemein) erschien 1928, kurze ZeitZeit vor Sigmund FreudsFreud, Sigmund Unbehagen in der Kultur, gut zehn Jahre nach WittgensteinsWittgenstein, Ludwig Tractatus (1917), fast zeitgleich mit Martin HeideggersHeidegger, Martin Sein und Zeit (1927), und beinahe parallel zu Aby WarburgsWarburg, Aby Theorie der KunstKunst, Kunstwerk.

Правообладателям