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Wie FreudFreud, Sigmund scharfsinnig beobachtet, ist die Aggression, die tendenziell selbstzerstörerische und autodestruktive Wirkungen nach sich zieht, im kulturellen Gesamtgefüge imstande, zwischen den Menschen soziale Bande herzustellen. Mittels der umgelenkten Aggression wird es möglich, dass Menschen freiwillig Triebverzicht üben und ihre Libido auf Gemeinschaft und GesellschaftGesellschaft, gesellschaftlich hin orientieren und größere Gruppen libidinös miteinander dadurch zu verbinden, dass ein anderer – ein Einzelner, eine Gruppe – vorhanden ist, an dem sich die Gewalt entladen kann. Gruppen werden nicht nur libidinös zusammengehalten, sondern durch eine gemeinsame Aggression gegen den Fremden (vgl. die Figur des Sündenbocks. (→ Kap. 11)

Die Kultur schwächt die Aggression, indem sie sich ihrer bedient. Aber die Mittel, die sie zu diesem Zweck benutzt, sind pragmatisch und – mehr noch – moralisch betrachtet, fragwürdig und unsicher. Der Preis der AmbivalenzAmbivalenz in der FreudFreud, Sigmund’schen Kulturtheorie ist eine gewisse Ratlosigkeit, die im Fall des Aggressionstriebs noch offensichtlicher zutage tritt als bei der SexualitätSexualität. Offenkundig hat die Moral zwar eine FunktionFunktion in diesem kulturellen Geschehen, aber sie ist ein dynamischer Faktor der FreudFreud, Sigmund’schen Kulturtheorie selbst, wie FreudsFreud, Sigmund Behandlung des Gewissens, dessen Existenz er letztendlich und höchst spekulativ aus der Ermordung des Urvaters durch die Urhorde ableitet, anschaulich macht:

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