Читать книгу Auf nach Wien. Kulturhistorische Streifzüge онлайн
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Warenhaus Esders, um 1930
Bei seinen Angestellten schien Esders durchaus beliebt gewesen zu sein. Auch hier bahnbrechend, führte er ein System der Gewinnbeteiligung mittels Prämien ein, und zu seinem 60. Geburtstag stiftete er 100.000 Kronen für den Pensionsfonds seiner Belegschaft.
Der Ruf des Unternehmens ging bald weit über die Grenzen Wiens hinaus. Auch Alfred Wiener, Autor eines 1912 erschienenen Standardwerks zur Geschichte des Warenhauses, hebt das Konfektionshaus Esders im internationalen Vergleich lobend hervor.
Nach Stefan Esders Tod führte sein Sohn und danach sein Enkel die Firma weiter. Ende des Zweiten Weltkriegs kam es zu umfangreichen Beschädigungen und Plünderungen, 1964 schließlich kaufte die aus St. Pölten stammende Firma Leiner das Gebäude und nahm in der Folge umfangreiche Modernisierungen und Umbauten vor.
Danach präsentierte sich das Warenhaus als relativ nüchterner Bau, bei dem nur noch die großen Fensterscheiben in den unteren Geschoßen an die dort einst zelebrierte Schaulust erinnerten. »Vollgefressene Pupillen«, wie Joseph Roth so einnehmend formulierte, wurden durch sie keine mehr hervorgerufen. Im Inneren allerdings war noch bis vor Kurzem ein kleiner Teil der Treppenanlage original erhalten, eine reich gegliederte Eisenkonstruktion mit Geländer und filigranen Jugendstil-Verzierungen. Und dieser älteste Teil des Hauses vermochte zumindest noch ansatzweise den Glamour vergangener Tage wachzurufen. So bemerkte eine Verkäuferin spontan, dass es immer wieder ein erhabenes Gefühl sei, diese Stufen hinunterzuschreiten. Sie fühle sich stets wie ein Star. Welch schönes Kompliment für ein Gebäude am Vorabend seines Todes.