Читать книгу Auf nach Wien. Kulturhistorische Streifzüge онлайн

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Wie andere westliche Städte ist auch Wien, so die Urbanistin Anette Baldauf in ihrer Analyse zu den Wechselwirkungen von Stadtentwicklung und Unterhaltungskultur, zu einer »Entertainment City« geworden: »Auf ihren Bühnen werden groß angelegte Shows inszeniert, das Städtische auf hyperbolische Weise aufgeblasen und Urbanität in ihrem Exzess ausgestellt. Alles Inszenierungen, die Superlative einfordern – die Stadt ist lauter, größer, MEHR.«

Der öffentliche Raum fungiert als Kulisse, als begehrter Hintergrund für Public Viewings und als Erlebnisraum für »Ausstellungen« im weitesten Sinn, mit dem erwünschten Nebeneffekt, dass das Gesamtimage der Stadt stets als »Product-Placement« mitpräsentiert wird. Die Dichte der Events ist mittlerweile auch in Wien gewaltig. Kaum ein Wochenende ist noch frei von Großveranstaltungen. Am deutlichsten zeigt sich dies am Rathausplatz, der in seiner städtebaulichen Konfiguration, frei von Veranstaltungsmobiliar, nur mehr an wenigen Tagen im Jahr erlebbar ist. Der zentrale Bereich vor dem Rathaus, ehemals Inbegriff von Bürgersinn und Bürgerstolz, ist zu einem kommerziell vermarkteten Areal geworden, zur beliebtesten Open-Air-Zone Wiens. Raum, so haben wir hier längst gelernt, ist knappes und demzufolge kostbarstes Gut in der Stadt, und gerade deswegen nicht frei von wirtschaftlichen und politischen Verwertungsinteressen. So stellt sich immer öfter die Frage, wem er denn eigentlich gehört und wer darauf Zugriff hat.

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