Читать книгу Auf nach Wien. Kulturhistorische Streifzüge онлайн

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Die politisch der Stadtregierung nahestehende »Arbeiter-Zeitung« berichtete noch euphorischer und sprach von »Lichtzauber« und »Märchenpracht« und einem »Feenschloß«, das »zauberhaft und unwirklich wie ein Traumgebilde« schien. 3.000 Lampen waren aufgeboten worden, um das Rathaus derart schillernd zu inszenieren. Eigens hergestellte Werbefotos dokumentierten das neue Selbstbewusstsein des »Roten Wien«. Deutlich geht aus solchen Schilderungen der Reiz des Neuen und noch nie Gesehenen hervor. Erstmals waren Effekte in dieser Größenordnung technisch möglich und wirkten auf viele wohl deshalb geradezu überwältigend.

Drei Jahre später, im November 1928, konnte die Wiener Bevölkerung ein noch aufwändigeres Lichtereignis bestaunen. Bei den Feierlichkeiten zum 10. Jahrestag der Gründung der Republik Deutsch-Österreich erstrahlten der Stephansdom, das Rathaus und das Parlament in festlicher Beleuchtung. Gleichberechtigt wurde das religiöse Zentrum neben die beiden wichtigsten demokratischen Institutionen gestellt, womit man jene Eckpfeiler markierte, auf denen das politische System ideologisch ruhte. Mehrere Großscheinwerfer sowie Tausende Glühlampen ließen die Lichtinszenierung zum emotionalen Höhepunkt des Jubiläumsaktes werden. Erneut wurde das Ereignis auf unzähligen Festkarten abgebildet, wodurch es, neben der Enthüllung des Republikdenkmals auf der Ringstraße, zum bekanntesten Erinnerungsbild an diesen Gedenktag wurde.

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