Читать книгу Auf nach Wien. Kulturhistorische Streifzüge онлайн

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»Alles glüht in Licht. Alles strahlt. Der Himmel mit seiner fernen Sternenpracht ist versunken. Aber die Straßen glitzern wie riesige Schaufenster eines Juweliers und locken mit farbigen Strahlen. Alles ruft, bittet, befiehlt.« Der österreichische Schriftsteller Gustav von Felsenberg staunte im Spätwinter 1935 beinahe ehrfurchtsvoll über die Wiener Nacht. Vor zwei Jahrzehnten war er zum letzten Mal in der Stadt gewesen und nun schienen ihm die neuen Lichteindrücke geradezu überwältigend – insbesondere in den Geschäftsstraßen, wo raffinierte Reklameanlagen und grell erleuchtete Schaufenster um die Aufmerksamkeit der Passanten buhlten.


Opernkreuzung, 1928

Mehr als 7.000 Lichtreklamen gab es im Jahr 1932 bereits in Wien, eine Zahl, die im Jahrzehnt zuvor rasant gestiegen war. Vor allem nachdem zu den punktförmig leuchtenden Glühlampen die Neonröhre hinzugekommen war, die kontinuierliche Lichtbänder in allen erdenklichen Formen und Farben ermöglichte.

Vom französischen Physiker und Geschäftsmann Georges Claude erfunden, waren die ersten Neonreklamen ab 1910 in Paris entstanden. In den 1920er-Jahren verbreiteten sie sich in den US-amerikanischen Metropolen, von New York über Los Angeles bis San Francisco. Absoluter Höhepunkt war die Präsentation auf der Weltausstellung in Chicago 1933/34: Von der Eingangsfront rieselten die Kaskaden eines 15 Meter hohen Wasserfalls herab, der mithilfe von grünen und blauen Neonröhren imitiert wurde. Springbrunnen, von unten mit Leuchtröhren erhellt, warfen bunte Wasserfontänen in die Luft.

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