Читать книгу Auf nach Wien. Kulturhistorische Streifzüge онлайн

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Festbeleuchtung des Rathauses, 1928

Im Unterschied zur Sozialdemokratie setzte das konservative Lager in seinen Lichtinszenierungen weit mehr auf die Magie des offenen Feuers als auf High-Tech-Performance. Dies zeigte sich besonders deutlich bei der Einweihung des »Österreichischen Heldendenkmals« im September 1934, der ersten großen Selbstdarstellung des austrofaschistischen Ständestaates. Die im Äußeren Burgtor errichtete Gedenkstätte zu Ehren der Gefallenen des Ersten Weltkriegs wurde mit einem sorgfältig inszenierten Lichtfest eröffnet: Zu beiden Seiten des Denkmals brannten »ewige Feuer«, die Fassade der Neuen Burg erstrahlte in Festbeleuchtung, die angrenzenden Reiterstandbilder von Erzherzog Karl und Prinz Eugen wurden im Lauf des Abends gleich zweimal mit bengalischen Feuern illuminiert.


Einweihung des Österreichischen Heldendenkmals am Heldenplatz, 1934

Auch die im Jahr 1938 an die Macht gekommene nationalsozialistische Stadtregierung setzte massiv auf die propagandistische Kraft des Lichts. Zwar gab es in Wien keine Großinszenierungen wie in Berlin oder Nürnberg, wo Tausende Scheinwerfer zum Einsatz kamen und gewaltige »Lichtdome« in den Himmel projiziert wurden, ausgeklügelte Lichtdramaturgien fehlten aber keineswegs. Vor allem die Volksabstimmung am 10. April, die bis dahin wohl größte Propagandaschlacht in Österreich, später auch der 1. Mai sowie Hitlers Geburtstag boten Anlass für spezielle Nachtfeiern. Gebäude wurden mit Lichtbändern, zum Teil auch mit überdimensionalen Hakenkreuzen und Bannern geschmückt, die die Parole »Ein Volk. Ein Reich. Ein Führer« in die Nacht schrien. Und man verteilte Bildpostkarten, die das Hakenkreuz in Form einer aufgehenden Sonne vor bekannten Wiener Sehenswürdigkeiten zeigten, die damit in »neuem Licht« erstrahlten. Die politische Instrumentalisierung des Lichts erreichte ihren vorläufigen Höhepunkt.

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