Читать книгу A votre santé. Der Coach im Weinberg онлайн
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Es gibt Hinweise darauf, dass auch in Beratungssituationen von ähnlichen Anteilen auszugehen ist. Von daher dürfte ein kontextueller Ansatz, der im Sinne systemischen Denkens die Wechselwirkungen der Variablen berücksichtigt, eine angemessene Vorgehensweise sein. Die Veränderungsmotivation beispielsweise – die Lust auf Neues und das Zutrauen in das Andere – kann im Coachingprozess durch zielgerichtete Interventionen angeregt werden – vorausgesetzt, es gelingt, diese mit den bisherigen Erfahrungen, den Ressourcen und bisherigen Lösungsversuchen der Klienten angemessen zu verbinden. Und je authentischer und in der Klientenwahrnehmung kompetenter ein Coach zu einer anregenden Veränderungsbereitschaft beiträgt, desto erfolgversprechender scheint der gemeinsame Coachingprozess zu sein.
Und was bedeuten diese Überlegungen für die Weinverkostung? Vielleicht bewegen sich auch die Varianzanteile für das Geschmackserlebnis, die wir an objektiven Merkmalen des Weins festmachen können, nur im mittleren Bereich. Empfehlungen, Persönlichkeitsvariablen und der soziale Kontext mögen ebenfalls nicht unerheblich zur Gesamtvarianz beitragen. Und so kommt es, dass, wie Tante Klara schon damals betonte, »Geschmäcker eben verschieden sind«. Es gibt einige, die einen moussierenden Lambrusco mögen, andere bevorzugen auch Lambrusco, aber den anderen. Ich kenne Leute, die vor allem auf den Wein von Günther Jauch bei Aldi schwören, andere wiederum beißen gerne in tanninige junge Bordeaux, vor allem wenn »Châteaux« auf dem Etikett steht. Und wenn man nun als Gastgeber zu einer Weinprobe einlädt, die bei den Gästen Lust auf Neues wecken soll, dann sollte man zum einen authentisch die Auswahl begründen – z. B. mit einer kleinen Geschichte, wie man zu dem Wein sehr persönlich in Kontakt gekommen ist –, zum anderen dies aber immer mit den Erfahrungen und Vorlieben seiner Gäste verknüpfen, um die Lust, sich auf etwas Neues einzulassen, nicht zu riskant werden zu lassen.