Читать книгу Nicht Anfang und nicht Ende. Roman einer Rückkehr онлайн

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Im Herbst sah ich immer öfter auf den Kalender und dachte an die Arbeiten, die sie jetzt daheim verrichteten. Dann schrieb ich und erkundigte mich nach der zweiten Ernte und nach den Kastanien. Die Antwort kam zu Weihnachten, wenn ich gern ge­wus­st hätte, ob schon Schnee gefallen war und wie viel. Die Mutter schrieb: «Dieses Jahr gibt es wenig Kastanien, aber Gott sei Dank sind sie gesund und süß, und die Kartoffeln sind schön, obzwar man sie nicht im Skorpion gesetzt hat.» Diese Nachrichten machten mich träumerisch, und ich schnupperte sogar an dem Brief, ob er nicht ein bisschen nach zu Hause roch. Dem Antonio schrieb unsere Mutter über die verschiedenen Leute, wer geboren, gestorben oder neu verheiratet war, und von außergewöhnlichen Festen. Aus den Briefen war zu sehen, dass die Welt sich auch hier ein klein wenig verändert hatte und dass es den Leuten in unserem Tal allmählich besser zu gehen begann.

Doch schon zu unserer Zeit und bei all unserer Mühsal war der Herbst im Grunde eine christliche Jahreszeit und brachte lauter Arbeiten, die einem Freude machten. Wir kamen mit dem Vieh von der Alp zurück und trafen einander auf den Straßen im Dorf oder draußen im Tal. Die Arbeit war leichter als oben auf den Bergen, und wir zogen gern die Zeit im Wald oder auf dem Feld in die Länge, vor allem weil das eine der wenigen Gelegenheiten war, einem Mädchen allein zu begegnen. Nicht dass wir dann etwas Besonderes getan hätten. Sobald wir uns Gu­­ten Tag gewünscht hatten, sprachen wir gleich vom Wetter, denn jeder Bauer ist bekanntlich ein Astrologe.

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