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Nachdem die Kompagnien auf freiem Felde eine Stunde geruht hatten, marschierten sie zur Sammlung des Bataillons und schließlich des Regiments auf die breite Landstraße, um vor dem Brigadekommandanten zu defilieren und den Rückmarsch nach Zürich anzutreten.

Oberst Ammann hatte statt eines regelrechten Defilierens in Paradeformation freilich nur den Taktschritt in Marschkolonne angeordnet. Er stand mit seinem Adjutanten und einem Generalstabsoffizier am Straßenrande bereit. Eine sichtbare Veränderung war mit ihm vorgegangen, seine Bewegungen waren knapper als im Zivilleben, sein leutselig offenes, breites Gesicht zeigte einen beherrschten Ausdruck, und die kräftig schimmernden Augen verrieten statt der gewohnten Heiterkeit einen zielbewußten Willen. Er hatte den zivilen Menschen, der zur Bequemlichkeit neigte und sich gehen ließ, entschlossen abgestreift und war Soldat geworden.

Der Regimentskommandant, Oberstleutnant Fenner, kam dahergetrabt und meldete seinem Vorgesetzten die anmarschierende Truppe, dann stieg er aus dem Sattel und stellte sich neben Ammann in die Wiese. Fenner, ein großer, hagerer Mann mit einem gebräunten, knochigen Gesicht von mürrischem Aussehen und einem ungestutzten, über die Mundwinkel herabhängenden Schnurrbart, stammte aus einfachen Verhältnissen und war wegen seiner trockenen Sachlichkeit und seiner Geringschätzung aller Äußerlichkeiten bekannt. In seiner persönlichen Ausrüstung befliß er sich der strengsten Ordonnanz und trug eine sogenannte Briefträgermütze. Er galt als tüchtiger Offizier, ausdauernder Bergsteiger und sicherer Schütze. Ammann schätzte ihn hoch, nicht nur weil er ein zuverlässiger Führer, sondern weil er ein Mann aus dem Volke war und sein demokratisch einfaches, gerades Wesen auch als Offizier nie verleugnet hatte. Fenner seinerseits hielt von den Führereigenschaften seines Vorgesetzten nicht besonders viel, doch er achtete ihn als ruhigen, verständigen Mann, der jeder besseren Meinung zugänglich war und sich nicht, wie gewisse Generalstäbler, auf theoretische Ansichten oder persönliche Marotten versteifte.

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