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Er schloss die Augen, gab dem Mann im Spiegel drei Sekunden, um zu verschwinden, einundzwanzig, zweiundzwanzig, dreiundzwanzig. Der Mann hatte sich nicht geregt, blickte ihn unverwandt an, nun eher neugierig. Ich. Nein.

Er begriff zum ersten Mal die volle Bedeutung des Wortes Gesichtsverlust. Genau genommen hatte er nicht sein Gesicht verloren, sondern ein unbekanntes gefunden. Was auf dasselbe hinauslief. Die Physiognomie ­ei­­nes Mannes in den sogenannt besten Jahren. Der Spiegelmann sah recht gut aus, feingeschnittene Ge­sichts­züge, er gefiel ihm. Glücklicherweise. Aber ich bin es nicht.

In den folgenden Tagen hatte er beim Rasieren stun­den­lang auf das Spiegelbild gestarrt, prägte sich Haut­poren, Bartstoppeln, Hautfalten ein. Jeden Qua­drat­­zen­timeter musste er sich aneignen, die Falten füllen mit Erfahrungen, das Erlebnis erfinden, das mit der kaum sichtbaren Narbe an der Unterlippe geendet hatte. Man brachte ihm mit fragendem Blick den zweiten Spiegel, um den er gebeten hatte. Mit der Verdoppelung des Spiegelbildes würde er den Mann so sehen, wie die andern ihn sahen. Das Bild des Bildes schafft erst die Wirklichkeit. Doch es half nicht, der andere blieb ein Anderer, täglich wusch er unvertraute Haut, rasierte einen Fremd­ling und fuhr mit dem Kamm durch den Haarschopf eines völlig Unbekannten.

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