Читать книгу Beichte in der Nacht. und andere Geschichten von der Liebe онлайн
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Das Komitee ging in den «Schweizerhof» tagen. Es beruhigte sich erst spät. Auf dem Nachhausewege stellte der Hilfsredaktor vom Landboten fest, dass die Luft «gut schmöcke». Aber das ging vorbei, denn der Bierreisende hatte einen neuen Witz gehört und wollte ihn anbringen. Das Licht der Bogenlampen in der Hauptstraße war grell, darum war auch der Himmel nicht zu sehen …
Die Festvorstellung kam heran. Zehn, fünf, drei, zwei Franken Eintritt. Das Zelt war gestopft voll. Den Tag durch hatten fünfzig Musiken das gleiche Stück geblasen, eine nach der andern. An einem reservierten Tisch saßen die Schiedsrichter und blickten drein, als hätten sie alle einen schweren Rausch. Dabei waren sie nüchtern. Aber ihr Kopf war so voll von den Rhythmen des einzigen Marsches, der den ganzen Tag hindurch in ihre Ohren gepresst worden war, dass sie nicht mehr denken konnten. Sie hatten Biergläser vor sich stehen … Zuerst schliefen sie, als der Saal verdunkelt wurde. Aber dann wachte einer nach dem andern auf, die Musik des alten Gygli war «rassig», wie sie sagten, droben auf der Bühne wehten farbige Fetzen um Mädchenkörper, es war alles bunt und neu und fern … Ein Chor sang, er stand gerade unter der Bühne, und unter ihm, auf dem niedersten Podium, saß die Musik, viel Streicher, viel Holz und wenig, ganz wenig Blech. Das gefiel den alten Herren Schiedsrichtern. Sie murmelten: «glatt» und «suber», und als der Gott Merkur seinen großen Aufschwung mit Sprung machte, begannen sie zu klatschen, blinzelten sich zu mit «Hä?» und «Hm?» «Chascht das au?» Und als die «Industrie» zehn Mann hoch über die Bühne stapfte («und eins … und zwei … tatatam tatam …») und der Chor dazu dunkle Worte sang, die sich anhörten wie «Silös Sabine sie erfilz sie knie», waren sie ganz zufrieden. Werkmeister, Ladenbesitzer, Gärtner, Schreiber. Ihr Atem war kurz geworden, sie konnten nicht mehr in die gelben Mundstücke blasen. Aber ihre Hälse waren breit, und wenn sie den Atem anhielten, weil sie etwas besonders schön fanden, dann blähte sich ihre Haut rechts und links vom Kinn, wie die Schwimmblasen bei Fröschen …