Читать книгу Beichte in der Nacht. und andere Geschichten von der Liebe онлайн

15 страница из 19

Und dann kam natürlich die Sache mit den Bratwürsten. Der Chor setzte sich für sich, die Musik setzte sich für sich … Es waren geschlossene Gesellschaften. Aber die Leute, die oben getanzt hatten, dieses Gemisch aus Lehrerinnen, Stenotypistinnen, Arbeitern, Studenten und Ingenieuren – sie wollten nirgends hinpassen. Sie hatten nicht viel Geld. Fräulein Varnhagen fand, das Komitee dürfe ihnen etwas z’Nacht aufstellen. Das Komitee meinte, nun sei die große Stunde gekommen, nun könne man die Unbotmäßigen bodigen … Es bewilligte eine Limonade, eine Flasche Limonade für zwei … Kleinlich und ungeschickt. Der Dichter Kehrli saß am Tische des Komitees. Er stand auf und sagte seinem entfernten Verwandten wüst – das Publikum wurde aufmerksam, der Bierreisende bekam einen roten Kopf. Der Vorsitzende der Schiedsrichter, ein alter Herr in einem langen Gehrock, erhob sich von seinem Sitz, kam mit steifen Schritten näher und lud die ganze Gesellschaft ein. Die alten Herren freuten sich. Es gab Bratwürste und Rotwein. Der Vorsitzende wurde revolutionär und fluchte auf das Komitee, es habe einen schlechten Kantinenwirt angestellt, der Wein sei sauer … Aber der Wein wurde trotzdem getrunken, das Komitee entfernte sich, die Sänger gingen nach Hause, die Musik verkrümelte sich, es blieb einzig eine Violine übrig. Die stellte sich neben ein Klavier, Fräulein Unger mit dem Eskimogesicht begann zu spielen, die Violine fiel ein und oben auf der Bühne wurde getanzt. Der Vorsitzende der Schiedsrichter verlangte die «Donauwellen», Fräulein Unger konnte sie auswendig, und Elisabeth Varnhagen tanzte den Walzer mit dem Vorsitzenden, der sehr behutsam führte und manchmal aus dem Takt kam, wenn ein Fetzen des am vergangenen Tage fünfzigmal gehörten Marsches plötzlich in seinen Ohren auftauchte …

Правообладателям