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Da verlässt sich Tanner definitiv auf seine Menschenerfahrung. Er hat zu viele Mütter und Väter erlebt, die ihre Kinder zu Grabe getragen haben.

Fünf Pflanzen sind angepflanzt auf dem Grab. Ob das ein Zufall ist? Eine Pflanze für jedes Jahr, das Anna Lisa leben durfte.

Ein Kuckuck ruft.

Er muss direkt auf einem der Bäume neben dem Friedhof sitzen. Da die Bäume erst ganz winzige Blätter haben, müsste man doch den Vogel sehen. Aber in dem heillosen Durcheinander der Äste hoch über seinem Kopf kann er ihn nicht ausmachen. Tanner starrt in die Höhe, bis sein Nacken wehtut. Er hört ihn ganz nahe, kann ihn aber nicht sehen.

Das gibt's doch nicht. Wo bist du denn, du Vogel, du. Zeig dich!

Tanner geht aus dem Friedhof hinaus, die Baumkrone immer schön fixierend, bis er einmal ganz um den Baum herumgegangen ist. Er lässt seinen Kopf enttäuscht nach vorne fallen, denn der Nacken schmerzt.

Im Gras, direkt vor seiner Nase, liegt eine vom Regen nasse Reitpeitsche. In diesem Moment rauscht es über seinem Kopf. Ein wahrhaft metaphysisches Rauschen und er weiß, das ist der Kuckuck. Jetzt könnte er ihn sehen! Aber er kann seinen Blick nicht von der Reitpeitsche lösen, als ob sie verschwinden würde, wenn er wegschaut. Er geht in die Knie und betrachtet die Peitsche von allen Seiten, ohne sie anzufassen. Die Peitsche ist insgesamt etwa sechzig Zentimeter lang, hat einen schwarzen Griff mit einem Knauf und geht dann über in ein helles, geflochtenes Leder. Ziemlich neu und ziemlich teuer.

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