Читать книгу Der Staubwedel muss mit. Prosa онлайн

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Herr von Wartburg

Ja, dort auf dem Foto, die Frau mit Hut, das ist sie. Nie wäre meine Mutter in ein Altersheim gegangen, nie! Sie war so stolz und schön und immer stilvoll gekleidet; sie hatte sich selbst und alle anderen im Griff. Ach, meine Mutter, wenn die mich in meiner Aufmachung sähe! Sie wollte immer, dass aus mir mal was wird. Ob Bankdirektor, Bäcker oder Bauarbeiter, das spielte eine Rolle, aber nicht eine derart entscheidende. Die Hauptsache war, wo und in welchem Beruf auch immer, anständig, tüchtig und vor allem: flott zu sein. Anständig, tüchtig und flott, das war man nicht dauerhaft; man musste es immer wieder von neuem werden. Es war Arbeit: die schmutzige Hose gegen eine saubere austauschen. Die abgestossenen Schuhe eincremen und polieren. Die widerspenstigen Haare kämmen. Nicht mit vollem und auch nicht mit halbvollem Mund reden. Langsam essen; das Messer gehört in die rechte, die Gabel in die linke Hand, langsam trinken. Jedermann laut und deutlich grüssen. Das Geld ins Sparschwein stecken und nicht am Kiosk verputzen. Nicht rauchen, nicht trinken. Jeden Tag dafür beten, dass man mal eine hübsche Frau, eine hübsche Wohnung finden würde. Man konnte nie genug früh damit anfangen, sich ins Anständig-, ins Tüchtig- und Flottsein einzuüben.

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