Читать книгу Go, Josephine, go онлайн
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Ich stelle mir vor, dass sie die erste Nacht in London auf einer Bank sitzend geschlafen haben. Aber ich werde nie wissen, wie sie sich durchgeschlagen haben in diesen Tagen und Nächten, und ob ihnen jemand weitergeholfen hat.
Sie hatten nicht mehr viel Geld, aber schliesslich fanden sie ein Zimmer, ziemlich schäbig, aber besser jedenfalls, als in Sommerkleidern im Schnee herumzulaufen. Mutter hat später mal erzählt, dass sie ihren Schlafrock als Mantel getragen habe, weil sie nichts anderes besass. Während Vater Arbeit suchte, blieb sie im Zimmer. Alleine auf die Strasse zu gehen, getraute sie sich nicht. Alles um sie herum machte Angst. Ich bin ziemlich sicher, wenn sie gewusst hätten, auf wieviel Hass und Schikanen sie stossen würden, wären sie sofort umgekehrt – falls sie noch Geld für die Rückreise gehabt hätten.
Es war damals schlimmer als heute: Für die Briten war es neu, dass die Schwarzen aus den Kolonien plötzlich Anspruch auf ihr Mutterland erhoben und dort leben und arbeiten wollten, wo scheint's die Strassen mit Gold gepflastert waren. Die Schwarzen wurden in England nicht willkommen geheissen, sie fanden keine Wohnung, wurden in Restaurants nicht bedient, und auf der Strasse mussten sie damit rechnen, angepöbelt, ja geschlagen oder gar getötet zu werden. Sie bekamen in den Spitälern und bei den Londoner Verkehrsbetrieben nur die übelsten Jobs. Diesen Rassismus hatten meine Eltern nicht erwartet, sowas kannte man auf St. Lucia nicht. Für jemanden, der das nicht kennt, ist es sehr beleidigend, als «Nigger», «Blackie» oder «Monkey» bezeichnet zu werden. Sie verstanden nicht, warum die Briten sie so sehr hassten; diese gebildeten Leute, die sich «zivilisiert» nannten, benahmen sich wie im Busch.