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«Die Ungerechtigkeiten nehmen kein Ende», sagt sie.

«Das weiss man. Du hast ganz Recht, Kommunistin zu sein. Aber die Leute sterben trotzdem», philosophiere ich.

Sie sieht mich an und sucht meinen Blick.

«Das ist kein Grund, alles aufzugeben. Du hast verraten, hast auch aufgegeben.»

«Ich? Ich bin schwermütig geworden.»

Wir bestellen noch ein Bier, und plötzlich kommt mir jener Nachmittag in der Osteria wieder in den Sinn. Die Tapete fällt mir wieder ein und Lella, die am Tisch sitzt, mit den an Haken hängenden Zeitungen in einer Ecke. Sie hatte ihr Tagebuch herausgezogen an jenem Nachmittag und die Seite vorgelesen, auf der stand: «Ich habe Angst, dass sich niemand an mich erinnert, an die Sätze, die ich gesagt habe.» Es herrschte ein besonderes Licht – unmöglich, dass es keine Spuren hinterlassen hat, jenes Licht, ein biss­chen wie damals, als ich sie in den Schnee mitgenommen hatte. An jenem Nachmittag fühlte ich, dass etwas geschehen konnte. So werde ich mich an sie erinnern: mit dem Gesicht vor den blauen Blumen der Tapete. «Das Mädchen mit den blauen Blumen.» Und während die Frau am Tresen uns beobachtete, kam mit dem Licht das Versprechen auf Glück herein. Vielleicht besteht der Trick zu leben darin, in den Augen das Licht eines Tages zu bewahren, an dem man gespürt hat, dass man glücklich sein konnte. Aber wie aufgedunsen sie jetzt ist. Und wie wird sie mich in Erinnerung behalten? In meinem quer gestreiften Fussballtrikot?

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