Читать книгу Die Unbeirrbare. Wie Gertrud Heinzelmann den Papst und die Schweiz das Fürchten lehrte онлайн
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Nach diesem Schultag folgen weitere Erschütterungen, die nächste an einem Sonntag, als Bertha mit ihren Töchtern zur Messe geht. Nichts am Walliseller Gotteshaus erinnert an die Herrschaftlichkeit einer Freiämter Kirche, weder ist der Standort imposant, noch waltet im Innern ein besonderer Glanz: Da ist bloß die Nüchternheit eines Feuerwehrhauses. Das Dorf hatte seine ausgediente Sennerei für die «Zwecke des Feuerlöschwesens» umgebaut und zum Wohl des Gemeinwesens erweitert, mit einem kleinen «Arrestlokal» beispielsweise, das für leichte Fälle wie zur Ausnüchterung von Betrunkenen gedient haben mag. Der einstigen Sennerei wurde, so die Walliseller Gemeindechronik, ein «Schlauch-Tröckneturm» aufgesetzt, und unter diesem Turm, in dem die nassen Feuerwehrschläuche trocknen, beten und beichten sonntags Wallisellens Katholiken. Dies allerdings unterschlägt die Gemeindechronik, denn aus reformierter Sicht ist die katholische Religionsausübung nicht erwähnenswert. In der Gemeinde machen die Katholiken gerade 436 Personen aus, damals knapp ein Fünftel der Einwohnerschaft. Im Stammland des Reformators Zwingli sind die Katholiken einem Briefmarkenclub gleichgestellt, sie dürfen Versammlungen abhalten, aber im öffentlichen Leben sind sie rechtlos. Das wird bis 1963 so bleiben.