Читать книгу Die Unbeirrbare. Wie Gertrud Heinzelmann den Papst und die Schweiz das Fürchten lehrte онлайн

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Die gesellschaftliche Benachteiligung stärkt Gertrud Heinzelmann, sie lernt sich zu behaupten und wird kämpferisch. In Wallisellen beginnt sie auch, sich gegen die Diskriminierung in der eigenen Konfession aufzulehnen. Im Feuerwehrhaus fasziniert sie dieses geheimnisvolle Geschehen am Altar, das kaum zu sehen ist, weil der Priester und seine Diener dabei den Gläubigen die Rücken zukehren. Sie beneidet die Ministranten, die beim Altar stehen und dem Priester zusehen dürfen. Hingegen ist das Beichten an der blinden Türe, ohne Schutz der violetten Vorgänge, für Gertrud Heinzelmann noch belastender, als es schon in Wohlen war. Als Schülerin zum Religionsunterricht und Messebesuch verpflichtet, tut sie in den höheren Schulklassen, was damals unter Männern weit verbreitet ist. Sie besucht, wenn sie zur Beichte muss, eine andere Kirche, wo der Priester sie nicht kennt, um sich möglichst dem Zugriff auf das eigene Innenleben zu entziehen. Trotz diesen Schwierigkeiten entwickelt sie, je älter sie wird, religiöse Neigungen. An einem Sonntag sieht sie im Feuerwehrhaus unter den Ministranten einen gleichaltrigen Knaben aus der Nachbarschaft: «Ich verachtete ihn, denn er war ein Schlingel, hatte selten eine geputzte Nase und war ziemlich dumm. Ich war überzeugt, dass ich mich am Altar sehr viel besser ausgenommen hätte.»19 Gewillt, einen würdigeren Anblick als der Nachbarsjunge abzugeben, bestürmt sie den Priester, ebenfalls ministrieren zu dürfen. Doch auch in einem Feuerwehrhaus ist in den Zwanzigerjahren ein Mädchen im Ministrantenrock und mit Weihrauchfass am heiligsten Ort unvorstellbar. Gertrud gibt nicht nach, setzt dem Priester zu, bis er ihr erlaubt, als Abfindung gewissermaßen, nach der Messe die Geldspenden einzusammeln. Ein Mädchen mit der Opferbüchse sei damals, so Gertrud Heinzelmann, bereits ein Tabubruch gewesen.

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