Читать книгу Die Unbeirrbare. Wie Gertrud Heinzelmann den Papst und die Schweiz das Fürchten lehrte онлайн
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Ab Frühling 1931 besucht Gertrud Heinzelmann die «Höhere Töchterschule», das Mädchengymnasium von Zürich. In den Schulbänken sitzen Töchter von hohen Beamten, von Warenhaus- und Fabrikdirektoren, man wohnt in Zürichs besseren Quartieren, verkehrt gesellschaftlich unter seinesgleichen, bevorzugt beim Einkaufen protestantische Läden, und aus Prinzip stellt der eine oder andere Familienvater im Kader seines Betriebes keine Katholiken an. Doch zu Hause lassen sich die Töchter von katholischen Dienstmädchen bedienen, die man wegen mangelnder Manieren und fehlender Bildung und wegen ihrer andersartigen Bräuche belächelt. Nur wenige in der Klasse kommen aus bescheideneren Verhältnissen. Zum Erstaunen der Mitschülerinnen gibt sich Gertrud Heinzelmann als Katholikin zu erkennen, vom «Dröhtli» gefestigt und im stolzen Bewusstsein, einen freisinnig-liberalen Stammbaum zu haben, kurz, eine Herkunft vorweisen zu können, die nichts mit derjenigen von katholischen Dienstmädchen aus armen Landgegenden gemein hat. Im Übrigen ist sie zurückhaltend und gibt wenig Persönliches preis. Und wieder lernt sie für gute Schulnoten und ist stets sattelfest im Abfragewissen. Ihr aussergewöhnliches Gedächtnis beeindruckt, doch für diejenigen Mitschülerinnen, die sich auch für anderes als einzig für Lernstoff interessieren, ist sie keine Kameradin, der man nachgeeifert hätte. Hanny Zimmermann, die sich in der Klasse am besten bei Schlagern auskennt und später Zahnärztin werden wird, charakterisiert Gertrud Heinzelmann so: «Sie konnte sehr fröhlich und lustig sein, sie konnte bei Blödsinn mitmachen, sie war nicht stur, gar nicht. Aber ich hätte sie nie als Rivalin empfunden, wenn es darum gegangen wäre, in einer Tanzstunde mitzumachen. Da hat sie a priori nicht dazugehört.» Und Gerda Zeltner-Neukomm, die sich in der «Neuen Zürcher Zeitung», als Literaturkritikerin und Frankreichkennerin einen Namen machen wird, sagt: «Sie fiel mir damals auf, weil sie überhaupt nicht eitel war. Sie wollte nicht gefallen und hatte eine ganz besondere Sicherheit. Aus ihren Antworten habe ich immer gespürt, dass sie im Gegensatz vielleicht zu allen anderen von sich selbst absehen konnte.»