Читать книгу Cap Arcona 1927-1945. Märchenschiff und Massengrab онлайн
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Vielleicht haben die Luftschiffpassagiere bei ihrem Flug über den Globus die winzige Cap Arcona auf der weiten Wasserfläche entdeckt, nachdem ihr Blick der viele Kilometer langen Spur des Kielwassers in der Breite des Dampfers gefolgt war, die die 206 Meter lange «Königin des Südatlantik» bei ruhiger See wie eine Schleppe nach sich zog. Aus geringerer Distanz waren auch die weiß schäumenden Bugwellen auszumachen, die sich wie bei allen Schiffen beidseitig in einem Winkel von knapp 20° abspreizten und in der Entfernung meist schnell verloren, und bei guter Sicht bald auch ein weiß gestrichener Streifen, der die Oberkante des schwarzen Schiffsrumpfs der Cap Arcona begrenzte, im Mittelteil überragt von einem Deckaufbau, der drei Schornsteine trug. Bei näherer Betrachtung stellte sich heraus, dass nur aus den vorderen beiden Rauchwolken entwichen – der hinterste Schornstein war wie bei der Titanic und andern Überseedampfern eine Attrappe. Die Schornsteine der Cap Arcona waren im untern Teil weiß und im obersten Drittel rot bemalt: Weiße Schornsteine mit roten Topps waren schon kurz vor dem Ersten Weltkrieg zum Merkmal der Hamburg-Süd-Dampfer geworden. Hinter den «Zigaretten-Schornsteinen» schloss sich auf dem Oberdeck ein Sportplatz in der Größe eines Tennisfeldes an. Wenn sich das Luftschiff dem Dampfer näherte, versammelten sich die Passagiere auf dem Sportdeck, kletterten auf die Abschrankung des Tennisplatzes, winkten und schwenkten ihre Hüte. Die Begegnung mit einem Zeppelin auf dem offenen Meer bedeutete für die Fahrgäste des Schnelldampfers während der neuntägigen Überfahrt zwischen Lissabon und Rio eine willkommene Abwechslung. «Begegnungen mit Seeschiffen waren für beide Seiten stets erfreulich», stellt Hans von Schiller, langjähriger Kommandant des Graf Zeppelin, fest. «Die Dampfer, die tagelang nur See und Wolken kannten, wandten sich oft mit der Bitte um Besuch an den Zeppelin, wenn er in der Nähe war. Das geschah in rauher Seemannsart oft in einem Neckton. So sandte uns die Cap Arcona, eines der schönsten Schiffe auf dem Südatlantik, einmal den Funkspruch: ‹Tausend schöne Augen warten auf den Anblick Ihres schönen Schiffes.› Ein andermal aber, als sie wegen der schlechten Konjunktur in Südamerika nur wenige Passagiere an Bord hatte, wir aber ausverkauft waren, telegraphierte sie: ‹Sammeln für Luftschiffabwehrgeschütz!› Wir antworteten: ‹Nicht schießen, gute Leute stop anbieten Friedenspfeife, da bei uns sowieso Nichtraucher.›»