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Ich sah sie nur mehr von weitem, einmal auf der Strasse, einmal an einem Nebeneingang der Universität. Eines Abends spät läutete das Telefon, doch als ich abnahm, vernahm ich nur ein Schweigen. Zwei Tage später kam ein Brief. Ich las:
«Ich habe lange auf Dich gewartet. Ich sehnte mich nach Dir und hatte zugleich Angst. Es bricht mir das Herz, wenn ich Dir jetzt sage, dass wir Abschied nehmen müssen. Leider sind meine Angehörigen der Meinung, dass Du nicht in unsere Familie passt. Ich bin zu Tode betrübt, nur haben wir einen starken Familiensinn, und Du wirst verstehen, dass ich mit den Meinen nicht brechen möchte.» Und am Schluss: «Ich weine und bete, möchte zugleich auch Dir ans Herz legen, im Gebet Trost und Kraft zu suchen. Gott sieht uns» usw.
Vielleicht sah uns Gott, aber wir sahen uns nicht mehr. Der Schmerz sass wie ein rostiges Messer, ein Schmerz mit Kleist-Gedanken, zugleich Nahrung für die Zweifel an mir selbst. Man hätte sterben mögen, und zugleich klammerte man sich an dieses verdammte Leben.