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Ich fand das grossartig: eine Niederlage als Gnadenakt! Es war der schönste Brief, den ich je erhalten hatte, und genau besehen ein verschlüsselter Liebesbrief. Sie schenkte mir ein neues Lebensgefühl, ich kam durch sie zu mir selbst. Ich dachte an Jakob, an seinen nächtlichen Kampf mit dem Allmächtigen, der ihm mühelos die Hüfte ausrenkte. Ich dachte ständig an Gertrud, ich sehnte mich nach der nächsten Begegnung. Und zugleich (dies der ewige Schatten) hatte ich Angst, sie zu verlieren.

Es kam der Tag, an dem sie mich zum Mittagessen einlud, ich denke, vor allem um mich ihrer Familie vorzustellen. Offen gestanden hatte ich ein ungutes Gefühl, wobei ich nicht weiss, ob ich das Kommende vorausahnte oder ob mein negatives Gefühl das Unheil herbeiführte. Der Vater, das wusste ich, war irgendein grosses Tier in der Finanzwelt, ein bebrilltes Schwergewicht, korpulent, gut gekleidet und unnahbar. Ich kam da in ein fremdes Klima, ich spürte, dass ich nicht gefiel, weder ihm noch den drei Geschwistern von Gertrud – das heisst zwei Schwestern und einem blasierten Bruder. Wir waren zu Hause auch nicht die Letzten, doch hier duftete es gera­dezu penetrant nach Vornehmheit, alles so stinknobel, dass es mir die Kehle zuschnürte. Ich hätte nie gedacht, dass es in der demokratischen Schweiz so etwas geben könne. Während des Essens wurde fast nicht geredet, je­denfalls nicht mit mir. Ich fühlte mich als Fremdkörper, der hier nichts zu suchen hatte; im Gegensatz zum Hausherrn und dem jungen Schnösel eher salopp gekleidet, ohne Krawatte, mit abgewetzter Manchesterjacke und offenem Kragen.

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