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Jemand hat gesagt, es sei nicht gut, an den Ort seiner Kindheit zu­rückzukehren. Vielleicht hatte er recht. Ein Wiedersehen, man weiss es, kann enttäuschen, weil unterdessen so vieles geändert hat, die ­Gegend aussen und die Gegend innen. Die Kindheit, die noch ein ­Ver­­sprechen war, liegt schon weit zurück, eine verdämmernde Traum­welt; und was nachher kam – ein Leben mehr oder weniger frag­­würdig, eine Kette von Widersprüchen, Niederlagen und Versäumnissen, fragmentarisch wie alles. Hat man sich überhaupt gekannt? Weiss man, wer man gewesen ist und wer man hätte sein können?

Mit dem Auto kann man nicht bis Carolina hinauffahren, ich habe es unten parken müssen, bei der Landstrasse, wo eine Steinbrücke über den Inn führt. Die gedeckte Holzbrücke von einst ist verschwunden, doch der schmale Weg über dem Ufer ist noch da. Ir­gendwo geht es über Felsen senkrecht auf den Fluss hinunter. Kein Zaun. Hier nahmen mich die Grossen immer an der Hand. Der Abgrund beeindruckte mich so sehr, dass ich nachts von ihm träum­te: ich fiel aus grosser Höhe in die Tiefe, unten rauschte der Fluss, ich fiel endlos, dachte aber dabei, alles sei vielleicht nur Traum und jemand werde mich schon auffangen. Einmal, wäh­rend ich fiel, hörte ich meine Mutter rufen, worauf ich erwachte. Wenn sich später dieser Fall-Traum wiederholte, wartete ich halb unbewusst auf ihre Stimme.

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