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Morgens und abends hatte er seine Streckenkontrolle. Wenn er gegen Abend wegging, sah man ihn oben über den Viadukt schreiten. Er trug ein Futteral mit den Signalfahnen wie ein Gewehr an der Schulter, in der Hand die Karbidlampe. Mutter nahm mich auf den Arm, öffnete das Fenster und rief huhuu!, worauf er stehen blieb und winkte. Manchmal trug er auch dort seine nachthemdähnliche Überziehbluse, sie flatterte, dabei schien mir, als könnte er auf einmal vom Wind davongetragen werden.

Der Bahnhof auf dem höher gelegenen Trassee ist von hier kaum mehr sichtbar, weil unterdessen an der Böschung Bäume gewachsen sind, ein Dickicht jugendlicher Tannen und Lärchen. Früher sah man oben die beiden Häuser, wo die Kochs und die Müllers wohnten – die Kochs mit zehn, Müllers mit zwölf Kindern. Man sah Holzstapel, einen abgestellten Güter- oder Viehwagen, einen Gartenzaun, eine Wäscheleine mit flatternden Tüchern, Rauch aus einem Kamin.

Im Sommer, dank Farben und Geräuschen, war der Ort noch einigermassen belebt. Ich konnte mit meinen zwei oder drei Altersgenossen spielen, gelegentlich sah man auch Bahnarbeiter. Im Winter war alles verwandelt. Draussen lag Schnee, oft meterhoch, kein Weg mehr, kein Laut, die Tannen, weiss verhangen, schwiegen wie im Mär­chen. Morgens sah man oben die Schüler, die auf den Zug nach Zernez warteten, etwa fünfzehn Knaben und Mädchen, alle mit Schultasche, dickem Pullover und Wollmütze. Man sah Koch, den kleinen Stationsvorstand, wie er die Signalkelle hochhielt, den Lokführer am Fenster seiner Maschine, an den Leitungsdrähten ein violettes Blitzen. Und wenn der Zug vorbei war, wieder Schatten, Frost, Winterstille.

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