Читать книгу Zorn und Freundschaft. Max Frisch 1911-1991 онлайн

59 страница из 122

In inspirierten Zeiten dagegen habe Frisch Tag und Nacht am Schreibtisch verbracht. »Ich bin nun ein wenig abgespannt«, schrieb er an seine Freundin, »da ich einen wunderlichen Lebenswandel führte; es kam vor, daß ich ohne Frühstück anfing und dann gegen drei Uhr eine Suppe machte, manchmal eine Bummelstunde im Freien, und dann ging es weiter in die Nacht hinein. Die Zeit war zu knapp; es war eine wilde Hetzerei, zumal schon das Schreiben immer viel Mühe macht, wenn man nochmals eine Stelle ändern mußte. Das Verrückteste aber war, daß ich gerade in diesen letzten acht Tagen, wo ich noch den letzten Akt entwerfen und die andern ergänzen mußte, eine neue Idee hatte, die mich nicht in Ruhe ließ; nachts um zwei Uhr zog ich die Hosen an und setzte mich ins Wohnzimmer und schrieb bis vier Uhr. Es ist ein Lustspiel märchenhafter Art, manche lustige und reizvolle Scene ist mir gelungen, immer nebenbei, während ich kochte oder aß oder ausging, um über meine andere Arbeit nachzudenken. Es machte mir ungeheuren Spaß, allerdings immer mit dem schlechten Gewissen, daß ich ja eigentlich arbeiten sollte. Nun ist ein Drittel dieser Komödie da, dazu allerlei Splitter, aber ich habe keine Ahnung, wie das Ganze weitergeht, und vorallem, ob dieses leichte und geradezu unwillkürliche Hinschreiben weiteranhält. Ich glaube es nicht … Aber Freude hat es mir gemacht.«96

Правообладателям